»26/27.12.2008 Singapur 01°17'53''N, 103°41'15''E 1200 UTC +8«
Neun Tage dauerte die Reise von Dubai nach Singapur. 1°N das bedeutet ein Grad nördlich über dem Äquator und das bedeutet warmes Wetter. Das bedeutet nicht nur warmes Wetter, dass bedeutet heißes Wetter. Auf der Seepassage nach Singapur ist der Klimawechsel zwar spürbar gewesen aber durch den ewigen Wind auf See macht er sich nicht so dramatisch bemerkbar. Aber als wir in den Hafen von Singapur eingelaufen sind und ich das Schiff verlassen habe, drückte die Hitze gewaltig. Der Hafen liegt südwestlich der Insel und mit einem Zettel bewaffnet, auf dem die Buslinie 98 zur nächsten MRT Station Lakeside vermerkt war, ging es los. Es war etwa 10 Uhr Morgens und ich glaubte mich unmittelbar vor dem Fegefeuer zu sein. 32° im Schatten zeigte das Thermometer an aber wo kein Schatten… und eine Luftfeuchtigkeit von nahezu 100% tat ihr übriges, um mich durch die Mangel zu drehen. Schon irgendwie leicht benommen suchte ich die Bushaltestelle, die eigentlich gleich hier nach dem Hafen Gate sein sollte. Als ich sie endlich gefunden habe, habe ich in der brütenden Sonne auf den nächsten Bus gewartet. Der kam dann so etwa 10 Minuten später (oder gefühlte 100) und ich stieg ein und fragte in weiser Voraussicht den Fahrer ob ich hier richtig zur MRT Station Lakeside sei. Nein, aber er kommt in ungefähr 10 Minuten wieder und nimmt mich dann mit. Shit, Linksverkehr, ich habe auf der falschen Straßenseite gewartet. Als ich dann endlich im Bus saß, sah die Welt schon wieder anders aus - furchterregend anders. Der Bus war auf Kühlschranktemperatur herunter klimatisiert, was einen klatschnass geschwitzen Westeuropäer im T-Shirt dann letztlich noch den Angstschweiß auf die Stirn trieb. Das überleb ich nie…
…hab ich dann aber doch und zur MRT Station war es auch nicht so weit. Der erste Fauxpas aber war dann auch, dass ich den Bus nicht passend bezahlen konnte. Ich hatte mich zwar für umgerechnet ungefähr 50 Eur mit Singapur Dollar bewaffnet aber passend konnte ich es leider nicht machen. Macht nix, beim nächsten mal dann, der Busfahrer hatte Verständnis und mich umsonst mitgenommen. Bei uns undenkbar, da werden minderjährige Kinder eher mitten in der Pampa aus dem Zug geschmissen, weil sie ihre Monatskarte vergessen haben. Für eine 4,5 Mio. Metropole hat Singapur auch ein verblüffend einfaches Metronetz, welches grob gesagt mit drei Hauptlinien auskommt EW (EastWest), NE und SE und gleichzeitig U- und S-Bahn ist. Die Haltestellen werden jedesmal auf englisch durchgesagt und das Zahlungssystem ist simpel; man kauft sich eine Karte, die man aufladen kann und die legt man jeweils beim Ein- und Aussteigen auf das Drehkreuz, der Betrag wird dann automatisch abgebucht. Reicht der Betrag nicht, kann man problemlos innerhalb der Haltestellen die Karte wieder aufladen. Wirklich sehr benutzerfreundlich. Allerdings sind die Zentrum nahen Stationen im Untergrund ebenfalls alle voll klimatisiert, ebenso die Züge. Ein T-Shirt ist in der brütenden Hitze Singapurs zu wenig, man holt sich nur eine Erkältung. Klingt komisch, iss aber so…
Die erste Amtshandlung war ein Hotel zu finden und meine erste Begeisterung über die moderaten Preise in Singapur hat angesichts der Hotelpreise einen leichten Dämpfer bekommen aber letztlich waren dann die 125 USD gut angelegt. Internet for free. Ein Luxus auf so einer Reise und ich konnte mal in Ruhe meine Galerie wieder auf den neusten Stand bringen, E-Mails schreiben und welche beantworten. Ich wählte mein Hotel relativ nahe am Zentrum, um zu Fuss die interessantesten Orte erreichen zu können. War unnötig, in Singapur kosten Taxis nicht die Welt und ich war doch die meiste Zeit im Taxi unterwegs. Allerdings steigen die Taxitarife in der Rushhour oder bei einem Regenschauer sprunghaft an, ein Reiseführer erwähnte bis zu 10-fache Tarife. Ich hatte aber Glück mit dem Wetter (naja wie mans nimmt) und die Rushhour lässt sich ja mit ein klein wenig Tagesplanung auch vermeiden. Auch recht angenehm ist, dass in Singapur jeder englisch spricht, ein Luxus den ich erst später in Asien zu schätzen lernte. Die Verständigungsprobleme nahmen nach Singapur dann auch explosionsartig zu.
Ich bin dann also im Link Hotel in der Tiong Bahru Road abgestiegen, eine der Hauptstraßen Singapurs. Von hier zum Finacial District sind es ca. 2,5 Kilometer und zum Singapur River waren es gar nur ca. 800 Meter aber mein nächstes Ziel war Santosa, eine Insel im Südwesten der Stadt, nicht nur von Touristen gerne besucht sondern ist auch für die Einheimischen ein Naherholungsgebiet. Der Trip nach Santosa war ein weiterer logistischer Fehler. Mittlerweile früher Nachmittag und bei geschätzten 200°C Außentemperatur stolperte ich durch den Park, jeder Baum der Schatten spendete war wie eine Oase und jeder Getränkeverkäufer wie ein Brunnen in der Wüste. Mich wunderte auch nicht mehr, warum der Park so wenig besucht ist, vermutlich nur Verrückte halten sich in der brütenden Mittagssonne im Freien auf. Natürlich waren die logischerweise gut gekühlten Lokale gut besucht, mit Gästen die selbstverständlich eine Jacke oder ein Sweatshirt dabei hatten. Aber als die Sonne dem Horizont näher rückte, wurden die Temperaturen erträglich und nach dem "Spaziergang" im Sentosa Park legte ich noch einen Stadtbummel in Chinatown und der näheren Umgebung ein.
In dem Gewusel, was mich ein wenig an den Viktualienmarkt und einem überfüllten Bierzelt erinnerte, sah ich dann plötzlich einen Stand mit der Aufschrift "Good austrian and german Bread and Pretzel…" Ich machte die Verkäuferin darauf aufmerksam, dass man Pretzel mit B und ohne t schreibt … die hat aber gleich ihren Chef geholt, einen Österreicher der mir dann auf englisch mit stark österreichischen Akzent erklärt hat, dass man Brezl auf englisch Pretzel schreibt und wenn er Brezl oder Brezel schreiben würde, wüssten die Leute nicht was er verkauft und das war nur die Kurzfassung. Stunden später habe ich dann auf der anderen Seite des Marktes nochmal einen Stand gefunden, der wieder Pretzel statt Brezl schrieb und ich versuchte mein Glück erneut … die Verkäuferin rennt wieder zu ihrem Chef und wieder stand der Österreicher vor mir … hatte der Idiot doch tatsächlich zwei Pretzel Läden in der Stadt. Und leider muss ich auch gestehen, dass ich später in den USA lernen musste, dass man Brezl auf englisch tatsächlich Pretzel schreibt aber immerhin bin ich ein paar Wochen mit dem Gefühl ins Bett gegangen einen verblödeten Österreicher in Singapur getroffen zu haben. Danach dann habe ich die Stelle einfach gelöscht aber bei der Durchsicht meines Tagesbuches kam sie wieder zum Vorschein, diesmal aber nur noch mit einem Schmunzeln im Gesicht und ich entschuldige mich an dieser Stelle bei allen Österreichern…
Als die Nacht dann hereinbrach, erwachte nicht nur ich sondern ganz Singapur zum Leben. Aus allen Ecken kommen die Leute auf die Straßen um die laue Nacht im Freien zu verbringen. Hätte ich auch selber draufkommen können, ich Weltreisender aber immerhin weiß ich es jetzt. Die Nächte Singapurs allerdings sind dann fast schon ein Kapitel für sich. Knallbunt ist die Uferpromenade des Singapurrivers beleuchtet und die Frauen … olala … wunderschön. Nachdem ich mich dann ungefähr 40x verliebt hatte schlenderte ich mit ein wenig Wehmut wieder zurück ins Hotel. Ich hatte nur diese eine Nacht und so langsam verfluchte ich meinen tollkühnen Plan, die Erde mit einem Frachtschiff zu umrunden. Das nächste mal, nehm ich den Bus oder fahre mit dem Zug. Letzteren Gedanken habe ich nicht zum ersten mal, muss ich gestehen.
Den nächsten Tag habe ich es dann wieder mal nicht zum Frühstück geschafft, da tickt die Welt scheinbar in einem einheitlichen Rhythmus, ab 10:00 scheints eng zu werden mit Frühstück. Ich machte dann nicht den gleichen Fehler, wie Tags zuvor und nahm gleich eines der klimatisierten Taxis, gab dem Fahrer 100 S$ (~ 50 Eur) und der karrte mich dann full air conditioned ungefähr 2,5 Stunden in einem alten Toyota durch die Gegend. Zeigte mir den ganzen Tourikrempel den ich sowieso nicht sehen wollte oder schon gesehen habe aber ich bereitete mich innerlich bereits wieder auf meine Abreise vor. Leider. Singapur gehört demnach zu den Orten, die ich nochmal besuchen werde, vielleicht dann mit dem Zug…
~~DISCUSSION:off~~